Bei der Doktorarbeit von Annette Schavan soll es sich um ein Plagiat handeln. Bereits im Frühjahr gab es “begründete Hinweise auf ein mögliches Plagiat.“
Die Düsseldorfer Heinrich Heine Universität hatte in der Folge die zuständige Promotionskommission damit beauftragt, den Fall zu prüfen.
Entscheidung am 20. Januar 2013?
Annette Schavan ist seit dem Jahr 2009 Honorarprofessorin der Freien Universität Berlin. Sie selber bestreitet die Vorwürfe, will sich aber zu den Prüfungen und dem schwebenden Verfahren derzeit nicht äußern. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf wird sich in seiner Sitzung am 22. Januar mit der Doktorarbeit von Annette Schavan auseinandersetzen. Annette Schavan wird vorgeworfen, Teile der Arbeit nicht nach wissenschaftlichen Kriterien angefertigt zu haben, sondern diese ohne Angabe der Quelle übernommen zu haben.
Keine Kenntnis über wissenschaftliche Arbeitsweise
Seit einiger Zeit kursieren im Internet Plagiat-Jäger-Plattformen, wo jeder, also auch Nichtakademiker sich an der Jagd nach vermeintlichen Plagiaten beteiligen können, ohne jedoch Kenntnis über wissenschaftliche oder nicht wissenschaftliche Arbeitsweisen zu haben. Gerade im Zusammenhang mit der Doktorarbeit von Annette Schavan gilt es zu beachten, dass vor 30 Jahren die Zitierweise in vielerlei Hinsicht von der heutigen abwich.
Zitierweise vielfach unterschiedlich
Während heute beispielsweise die naturwissenschaftliche Zitierweise in vielen Bereichen, auch im Bereich der philosophischen Fakultäten gängige Praxis ist, gab es in der Vergangenheit insbesondere wie heutzutage noch in der juristischen Fakultät üblich, die Fußnoten-Zitierweise. Diese weicht jedoch hinsichtlich der Art und Weise des Zitieren deutlich von den anderen Verfahren ab. Betrachtet man die Doktorarbeit der 1980er Jahre, unterscheiden sich diese hinsichtlich der Zitierweise von heutigen Arbeiten in vielerlei Hinsicht.
Arbeit von Schavan aus dem historischen Kontext heraus lesen
Auch aus diesem Grunde kann nicht mit heutigen Maßstäben eine dreißigjährige Doktorarbeit bewertet werden. Während Historiker Kenntnis darüber haben, dass eine geschichtliche Entwicklung immer nur aus der jeweiligen Zeit heraus betrachtet werden kann, scheinen die selbst ernannten Plagiatsjäger diese Kenntnis in keinerlei Hinsicht zu besitzen.
Es muss jedoch unterschieden werden zwischen eindeutigen Plagiaten und eine Arbeit wie sie Annette Schavan angefertigt hat. Auch die heutige Promotionskommission der Universität Düsseldorf ist zum Teil mit Wissenschaftlern besetzt, die nicht in den 1980er Jahren promoviert haben und insofern die damaligen Maßstäbe nicht ins heute übertragen können.
Aus diesem Grunde sollte es Vergleichsarbeiten geben, die für den Fall Schavan aus derselben Zeit zu Prüfung herangezogen werden. Diese sollten dann in den Kontext zu heutigen Arbeiten gestellt werden und erst dann sollte eine Entscheidung über die Aberkennung des Doktortitels erfolgen. Allein dies stellt die richtige wissenschaftliche und in den Kontext stellende Arbeitsweise für eine derart alte Doktorarbeit dar. Diese Sichtweise vertreten derzeit übrigens zahlreiche Historiker.
Abb. (c) cc/Bürgerdialog Zukunftsthemen